Ein Stein im Huf lässt mich nicht lahmen, Teil 2

Ein Loblied auf den Esel, den anspruchslosen Lastenträger des Menschen aus vergangenen Tagen.

Mehr über das Haustier des Jahres 2022

Tschüss, Eselchen Grisotto, du verkanntes Genie - nachdem du dich verabschiedet hast, müssen wir uns doch noch etwas mit dir und den Deinen befassen:

 

 Wir sehen, dass es heute noch viele Arten gibt: 

Wir lernen, dass die euopäische Wildeselart (Equus hydruntinus) schon ausgestorben ist,

 

dass der Barockesel vom Aussterben bedroht ist (Nachzüchtungen werden in Österreich versucht) oder auch kleine Eselarten in Kroatien vor dem Aussterben gerettet werden sollen (auf einer vorgelagerten Insel), 

dass es Zwerg-Esel gibt (Stockmaß 105 cm),  

Normal-Esel (Stockmaß bis 130 cm) und

Groß-Esel (Stockmaß ab 131 cm), die ebenfalls vom Aussterben bedroht sind,

 dass es zwei hybride Züchtungen des Esels gibt, die aber nicht fortpflanzungsfähig sind:

 

 A) der Maulesel – Kreuzung eines Pferdehengstes und einer Eselstute, 

B) das Maultier– Kreuzung eines Eselhengstes und einer Pferdestute. 

Man kennt

 Orte - Städte und Stätten - die das Wort "Esel" im Namen führen, z. B.

 Eselsfürth (b. Kaiserslautern), Esel (einer der Pilatusgipfel), Esel (Gipfel in den Berner Voralpen 2689 m), Esel (Gipfel in den Glarner Alpen, 2191 m) und

Orte, die sich mit dem Tier in irgendeiner Weise in Verbindung bringen z. B.: Frankenstein, Unna, Halle und Bremen..

 ...Sprichwörter, die sich in ihrer Art und Weise auf die Besonderheiten des Grautiers beziehen:

Das Pferd zieht, bis die Karre im Dreck steckt - und wird für seinen Fleiß gelobt.
Der Esel hält rechtzeitig an - und wird für seine Faulheit bestraft.

 Nur Esel weigern sich, die Distel Unkraut zu nennen!

Wo sich der Esel einmal stößt, da stößt er sich nie wieder.

 Nur das feurige Ross,das Mutige, stürzt auf der Rennbahn.
Mit bedächtigem Pass schreitet der Esel daher.
(Schiller)

Was dich die Gans nicht lehrt, das lerne vom Esel!

 

Fürchte den Stier von vorne, den Esel von hinten und die Kollegen von allen Seiten. 

Das Zusammenleben von Mensch und Esel gestaltete sich durch den Unverstand und die Unkenntnis ihrer Halter oft sehr problematisch, in südlichen Ländern teilweise bis in die heutige Zeit, dazu folgender Auszug aus der Internetseite: Pro Tier - Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz:

Undank ist sein Lohn  

 

Der Esel und der Stock scheinen untrennbar miteinander verbunden. Kein Eseltreiber ohne Stock, mit welchem das ach so störrische und vor allem sture Tier "erzogen", gelenkt und traktiert wird. Unvergessen die beklemmende Begebenheit, die der Vater mir in der Kindheit schilderte, von einer Italienreise. Als ob Hitze, Trockenheit, Traglast und Fliegen nicht schon genug für den erschöpften Esel gewesen wären, unablässig schlug der Treiber mit seinem Stock auf die bereits blutigen Hinterläufe. Auf das verstörte "Warum" die Antwort des Schinders: "Non e Cristo." "Er ist kein Christ." Dabei verhält sich dieses so oft un- oder missverstandene Wesen viel "christlicher" als so mancher seiner Halter. Die Genügsamkeit und Ausdauer des Esels, sein Überlebenswille in den misslichsten Verhältnissen, sein unermüdlicher Einsatz als Trag-, Zug- und Reittier in unwegsamem Gelände und seine ruhige Freundlichkeit gegenüber dem Menschen sind unvergleichlich. Hinzu kommt die fatale Eigenschaft, dass er seine physische Erschöpfung sehr spät anzeigt. Ein lahmendes Pferd hat eventuell nur ein spitzes Steinchen im Huf, ein lahmender Esel dagegen ist am Ende seiner Kräfte. 

Mühlen und Esel bildeten bis zu Beginn des 20. Jhdts. eine fruchtbare Symbiose, und so entwickelte sich auch ihr Verschwinden im mittel- und nordeuropäischen Raum zeitgleich. Aber es gibt sie noch die letzten Refugien alter Mühlen und Esel im Verbund mit den Menschen, die sowohl die Verantwortung für die Erhaltung des Denkmals als auch die Verantwortung für die Erhaltung des Lebens der letzten Esel im mittel- und nordeuropäischen Raum übernehmen und  die Begeisterung für beide erwecken, wie z. B. in der Eselsmühle im Siebenmühlental (Odenwald).