c)  Bund Sachsen
c) Bund Sachsen

Weiches Fell und scharfe Krallen

Felis silvestris silvestris, die Wildkatze, eine echte Europäerin (Wildtier des Jahres 2018)

Was bewegt sich scheu durch die Wälder Europas auf leisen, mit scharfen Krallen bewehrten Pfoten? Ein hübsches, massig erscheinendes, kräftiges Tier mit weit auseinander stehenden Augen und einem rosafarbenen Nasenspiegel. Der relativ kurze, dicke, stumpf endende Schwanz weist die typische Dreiringelung auf. die etwas verwaschene, wenig kontrastreiche Fellfarbe mit dem schwarzen Strich auf dem Rücken, die rötlichen Innenseiten der Schenkel sowie der schwarze Fleck auf der Fußsohle zeigen, um wen es sich bei diesem nachtaktiven Wesen handelt: Es ist die Europäische Wild- oder Waldkatze, eine eigenständige Tierart, nicht etwa die Ahnin unserer Hauskatzen (von den früh durch die Römer domestizierten afrikanischen Falbkatzen abstammend).  

c) Wolfgang Kruck
c) Wolfgang Kruck

Diese Tierart lebt vorwiegend in Wäldern, große Populationen bevorzugen von Menschen wenig frequentierte Mischwälder, ebenfalls entlang von Küstenstreifen, am Rande von Sumpfgebieten oder von Auwäldern, im südlichen Europa auch im dicht belaubten, immergrünen und unwirtlichen Macchie. Dabei unterscheiden sich männliche und weibliche Tiere durch ihre Größe: Zwischen 83-97 cm Gesamtlänge und einem Gewicht von 3 bis 6,5 kg die Wildkatzen-Kater („Kuder“), die weiblichen Tiere zeigen eine Gesamtlänge von 73 – 94 cm und ein Gewicht von 2,3 bis 4,9 kg.

c) Tierauffangstation.
c) Tierauffangstation.

Als ortstreue Pirschjäger führen sie wie die meisten Katzenarten, ein einzelgängerisches Leben, wagen sich nur in Ausnahmefällen auf freies Gelände ohne Deckung. Deshalb werden ihre Verbreitungsgebiete in manchen Gegenden Deutschlands mit naturbelassenen Waldkorridoren verbunden, um ihrer Art wieder stabile Ansiedlungsgebiete anzubieten. Wenngleich die Wildkatzen vielerorts tagaktiv sind, neigen aber in dichter besiedelten Gegenden zur Nachtaktivität, durch ihr außergewöhnlich gutes Sehvermögen, das ihnen auch eine gute Sicht in der Nacht ermöglicht.. Weitere hoch entwickelte Sinnesorgane, wie der Geruchssinn, der angeblich dem des Hundes überlegen sein soll, und ihre als äußerst hoch eingestufte Intelligenz lassen sie Gefahren frühzeitig erkennen. Als extrem wehrhaft zeichnen sich die Wildkatzen aus, die Pfoten mit 18 langen, scharfen und einziebaren Krallen bewaffnet und einem kräftigen Raubtiergebiss, dazu mit einer schnellen Reaktionszeit ausgestattet, kräftig und sehr beweglich zeigen sie sich als äußerst gefährliche und erfolgreiche JägerInnen auf Kleinwild.  

c) Kinder Tierlex. SWR
c) Kinder Tierlex. SWR

Da die Größe des Reviers nach dem Angebot an jagdbarem Kleinwild richtet, kann es sehr unterschiedlich sein, Bei optimalen Lebensbedingungen benötigen die Tiere 2 bis 3 km², bei schlechteren Jagdbedingungen kann der Lebensraum bis 9 km² und mehr umfassen, dabei beanspruchen männliche Tiere in der Regel größere Reviere als weibliche Wildkatzen. Sie paaren sich in den Monaten Januar bis März, mit einer Tragzeit von 9 Wochen, dann bringt das Weibchen in einem sicheren Versteck bis zu vier Junge zur Welt. Aber schon nach 6 bis 8 Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Revier, jedoch ist die Sterblichkeit der jungen Wildkatzen sehr hoch, nur unter optimalen Bedingungen können diese wilden Verwandten unserer Katzen bis zu 12 Jahre alt werden.

 

Selbst in Gefangenschaft erlauben Wildkatzen nie die direkte Berührung durch Menschen. Kommen allerdings bei der Fütterung aus der Deckung heraus, ergattern das Futter und verschwinden wieder. Frei lebende Tiere meiden die Menschen und kehren niemals in die Verstecke zurück, die von Menschen entdeckt wurden.  

c)teaserM
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Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Wild/Waldkatzen zu 80 % von Kleinsäugetieren ernähren (z.B. Ratten, Wühlmäusen etc.), nur gelegentlich greifen sie auf andere Tiere zurück, wie z.B. auf Vögel, Kaninchen, Eichhörnchen, Eidechsen, Fische, Frösche und Insekten. Ganz selten werden Hasen und Rehkitze erbeutet und extrem selten – so gut wie gar nicht (entgegen früherer Literaturen) kranke und geschwächte Frischlinge und Hirschkälber, und nur in Notzeiten Pflanzenkost und Aas.  

c) Bund Naturschutz
c) Bund Naturschutz

Der größte Feind der Wildkatze ist der Mensch (Zerstückelung der Lebensräume, Verkehrstod beim Überqueren von Straßen, Fehlschüsse durch Jagd oder durch Verwechslung mit verwilderten Hauskatzen (!)) und Wilderei), sie lebt ausschließlich in ruhigen Wäldern mit viel Altholz, nur im naturnahen Wald findet das scheue Wildtier Baumhöhlen, Dachs- oder Fuchsbaue, die sie zum Aufzucht der Jungen benötigt. Hat sie sich einen Wald als Revier erwählt, gilt sie als Beweis für die Naturnähe des Waldes.

 

Nur noch Wolf und Luchs können bedeuten Gefahr für sie; Uhu, Seeadler und Steinadler erbeuten meistens nur Jungtiere. Auch der Fuchs ist keine Bedrohung für gesunde Wildkatzen, könnte aber u-U. dem Nachwuchs gefährlich werden.

c) Wolfgang Kruck
c) Wolfgang Kruck

Durch den ganzjährigen Schutz der Wildkatze. auch nach dem Bundesjagdgesetz von 1952, erholten sich die einst dezimierten Bestände wieder, die Anpflanzung von sog. Korridoren ließ die scheuen Wildtiere in ganz Deutschland wieder in allen größeren zusammenhängenden Waldgebieten wieder heimisch werden, wovon auch Baummarder, Haselmaus und Bechsteinfledermaus profitieren.

Welch ein Glück, es durchstreifen die kleinen Wald-Tiger wieder unsere Wälder, ein Stück Natur lebt wieder an seinem angestammten Platz